Grußwort Petra Köpping

Als ich das Motto der diesjährigen Hirschfeld Tage das erste Mal gelesen habe – „L(i)ebe die Vielfalt“ war ich positiv und negativ zu gleich beeindruckt. Positiv weil in diesem Motto so viel wahres, so viel Ehrliches und insgesamt so viel Aussagekraft steckt. Negativ getroffen, weil es mir wieder einmal sehr deutlich gezeigt hat, dass sowohl das Leben, als auch das Lieben in Vielfalt leider immer noch keine Selbstverständlichkeit ist.

Im 21. Jahrhundert könnte man davon ausgehen, dass es eigentlich völlig unerheblich ist wer wen wie liebt. Leider müssen wir uns immer wieder eines Besseren belehren lassen. Mich ärgert dieser Umstand und ich finde es traurig, dass wir gesellschaftlich doch regelmäßig mit der Frage konfrontiert sind wie Menschen miteinander leben oder eben lieben.

Ja, es hat sich in den vergangenen Jahren vieles geändert. Es ist, zumindest öffentlich kein Stigma mehr, zu seiner Homo- oder Bisexualität zu stehen. Trans- und Intermenschen stehen immer stärker dazu, wer sie sind. Ich begrüße diese Entwicklung sehr. Und trotzdem beschleicht mich ab und an das Gefühl, dass es mitunter eben nur eine öffentlich bekundete, aber keine verinnerlichte Akzeptanz ist.

Die Schranken in den Köpfen müssen weiter abgebaut werden. Denn, es geht eben nicht nur um die Gleichberechtigung, es geht um die Akzeptanz der Vielfalt. Solange „schwul“ ein nach wie vor gängiges Schimpfwort ist, solange es im Boulevard bisweilen interessanter ist, ob ein Sternchen lesbisch oder bi ist, solange Menschen nicht öffentlich zu ihrer Vielfältigkeit stehen können oder wollen, weil sie Angst vor Stigmatisierung, Ausgrenzung oder auch „nur“ Lästereien haben, solange haben wir alle noch eine gewaltige Aufgabe vor uns.

Es gibt eben nicht nur schwarz und weiß, sondern es gibt verschiedenen Farben. Nicht umsonst ist der Regenbogen keine bloße Abfolge von Grautönen.

Ich freue mich, dass die LSBTIQ*-Community mutig und konsequent maßgeblich dazu beiträgt, dass Gleichstellung und Akzeptanz Wirklichkeit werden. Denn, sowohl rechtlich, wie auch gesellschaftlich ist noch einiges zu tun. Für mich, als Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration ist die Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt eine Selbstverständlichkeit.

Wir alle prägen durch unser Handeln Gesellschaft, denn wir sind alle Teil dieser, unserer Gesellschaft. Und in diesem Sinne, wünsche ich Ihnen für Ihre Tagung alles Gute sowie für den gemeinsamen Weg hin zu noch mehr Vielfalt weiterhin viel Kraft.

Jeder und jede soll so leben und lieben, wie er oder sie es richtig findet. Grenzen erlegen nur wir selbst uns auf.

Herzliche Grüße

Petra Köpping
Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration