Grußwort Bodo Ramelow

Zum dritten Mal finden inzwischen die Hirschfeld-Tage statt. Nach Berlin 2012 und NRW 2014 sind nun die drei Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Gastgeber.

Ich freue mich sehr, dass wir gemeinsam als Mitteldeutschland dieses Jahr die Hirschfeld-Tage präsentieren können.
Noch immer werden homo-, bi-, trans- und intersexuelle Menschen in Deutschland diskriminiert. Bei allen Erfolgen bei der rechtlichen Gleichstellung ist unübersehbar, dass die Akzeptanz und Gleichberechtigung unterschiedlicher Identitäten und Lebensweisen noch immer nicht selbstverständlich ist. Im Gegenteil: Gerade in der jüngsten Zeit nimmt die Zahl der Meinungsäußerungen wieder zu, für die homo-, bi-, trans- und intersexuelle Menschen nicht etwa etwas ganz Normales sind, sondern die Hass und Vorurteile verbreiten. Dem muss sich unsere Gesellschaft aktiv entgegenstellen, die Politik trägt dabei ebenso eine große Verantwortung und auch deswegen habe ich gern die Schirmherrschaft über die Hirschfeld-Tage 2016 übernommen.

Für die die Thüringer Landesregierung steht die Informationsvermittlung über die wunderbare Vielfalt der Identitäten und Lebensweisen im Vordergrund. Das beginnt bei uns schon in Kita und Schule, weshalb ich es für selbstverständlich halte, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt zum Gegenstand des Thüringer Bildungsplanes zu machen. Menschen selbstbewusst machen, auch damit diese stärker am gesellschaftlichen Leben partizipieren, das ist eine meiner politischen Handlungsmaxime. Wissen hilft gegen Angst und Vorurteile und stärkt das Selbstbewusstsein. Auch deshalb ist mir die aktive Umsetzung des Landesprogrammes für Akzeptanz und Vielfalt ein persönliches Anliegen.

Dazu wird auch das vielfältige Programm der Hirschfeld-Tage 2016 sicher einen Beitrag leisten und ich freue mich, dass der Freistaat Thüringen diese Tage aktiv unterstützt.

Schon durch den Namensgeben sind die Hirschfeld-Tage natürlich auch immer der Geschichte der Emanzipation der LSBTTIQ-Bewegung verpflichtet und dazu gehören auch die Menschen, die sich nicht nur für sich selbst, sondern immer auch für die Rechte ihrer Mitmenschen eingesetzt und stark gemacht haben. Deswegen möchte ich mein Grußwort auch dafür nutzen an zwei Menschen zu erinnern, die Spuren in Thüringen hinterlassen haben und die wir nicht vergessen sollten.
Hilde Radusch, aufgewachsen in Thüringen, seit den 1920e-Jahren engagiert in der Frauen- und Lesbenbewegung, aktive antifaschistische Widerstandskämpferin, Gewerkschafterin, Kommunistin, später Sozialdemokratin und Rudolf Brazda, geboren in Thüringen, als Schwuler verfolgt und im KZ Buchenwald inhaftiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten beide ganz unterschiedlich aber eben doch selbstbewusst ihr homosexuelles Leben. Zwei Menschen, denen wir gedenken müssen und die uns zugleich Mahnung sind, wachsam zu sein und gemeinsam für eine weltoffene, vielfältige und demokratische Gesellschaft zu streiten.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen interessante Veranstaltungen im Rahmen der Hirschfeld-Tage 2016.

Bodo Ramelow
Ministerpräsident des Freistaats Thüringen